Digitalisierungsverweigerung: Grüne greifen Bildungsministerin scharf an 5. November 2020 Ministerin frustriert Lehrkräfte, Eltern und Schülerschaft – Hans muss eingreifen Die saarländischen Grünen haben die Verweigerungshaltung der Bildungsministerin hinsichtlich hybriden Unterrichtsformen scharf kritisiert. Es gehe nicht darum, ganze Klassenstufen nicht zur Schule gehen zu lassen, sondern darum große Gruppen sinnvoll zu teilen und parallel online und in Präsenz zu beschulen. Das sei weder vergleichbar mit der Situation vom Frühjahr, als alle Schüler*innen im Homeschooling waren, noch sei es völlig unzumutbar, neue Wege zu gehen. Die kategorische Verweigerung der Ministerin auch nur über andere Formen der Beschulung nachzudenken, sei angesichts der Wucht der zweiten Pandemiewelle nicht haltbar. Damit frustriere sie Lehrkräfte, Eltern und Schüler. Ministerpräsident Hans müsse eingreifen. Grünen-Landeschef Markus Tressel erklärt dazu: „Angesichts der hohen Neuinfektionszahlen im Saarland und der akuten Personalnot sollte das saarländische Bildungsministerium der Realität ins Auge blicken und endlich auch hybride Konzepte in ihre Planung mit einbeziehen. Bei allem Verständnis für den Wunsch, die Schulen offen zu halten: Mit ihrer kategorischen Weigerung, große Klassen durch ein gut rhythmisiertes hybrides Konzept die Gruppen wenigstens zeitweise zu teilen, wird die Bildungsministerin genau das Gegenteil erreichen. Eine Mischung aus Präsenz- und Distanzunterricht kann jetzt noch dafür sorgen, dass die Schulen auch unter schwierigen Bedingungen offen bleiben können. Das ist auch eine Perspektive, bei der vulnerable Lehrkräfte aktiv in das Unterrichtsgeschehen an Schulen mit eingebunden werden können.“ Tressel fordert jetzt von Ministerpräsident Hans ein Eingreifen im Interesse der Gesundheit der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte. Wenigstens ab der Klassenstufe 9 müssten jetzt hybride Formen der Beschulung auf den Weg gebracht werden, was auch die Betreuungsfrage zuhause relativiere. Grünen-Bildungsexperte Klaus Kessler sieht wachsende Frustration und Resignation unter den Lehrkräften: „Es tut sich ein immer größeres Personalloch auf, das das Ministerium nicht im Ansatz schließen kann, auch weil viele Lehrkräfte völlig frustriert sind von der Salamitaktik und Innovationsverweigerung der Ministerin. Die Bitte an die Teilzeitkräfte aufzustocken ist tagelang gar nicht oder schlecht kommuniziert worden und auch dahinter steckt kein erkennbares Konzept. Wenn man die Aufstockung koppeln mit einem Konzept für geteilte Klassen und die Lehrkraft dann in den Mehrstunden die eigene, aber stunden- oder tageweise geteilte Klasse unterrichten würde, dann würde das aus meiner Sicht Sinn machen. Aber selbst dann hätte man das über Wochen und Monate vorbereiten und planen müssen, idealerweise bereits vor Beginn des laufenden Schuljahres, als die zweite Welle mindestens eine realistische Gefahr war.“ Kessler kritisiert auch die Strategie der Anwerbung von neuem Lehrpersonal: „Es wird doch extrem schwierig, wenn man Lehrkräfte händeringend sucht und dann nur einen befristeten Vertrag bis Ostern anbietet. Das dürfte für viele kaum attraktiv sein.“