Nordsaarland-Klinik: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Stellungnahme des Stadtverbandes Wadern von Bündnis 90/Die Grünen zur aktuellen Diskussion über die Nordsaarland-Klinik
Für die Waderner Grünen ist in der Ausrichtung des Krankenhauswesens im Saarland ein entschiedenes Umdenken dringend angesagt. Nie in den letzten Jahrzehnten war der Zeitpunkt günstiger, sich von halben Lösungen zu verabschieden und eine durchdachte und tragfähige Neuordnung der Krankenhauslandschaft im Saarland durchzusetzen (Große Koalition, ungeahnt reichlich sprudelnde Zuschüsse, drohende weitere Krankenhausschließungen, Scheitern der Abrechnung nach Fallpauschalen). Dazu gehört zwingend der Bau eines Akutkrankenhauses der Grundversorgung mit einigen gefragten Fachabteilungen und einem großzügigen stationären Angebot. Durch die unerwartet schnelle Schließung der Bereiche Innere Medizin und Intensivbetten im Krankenhauses Losheim wird die riesige Lücke in der medizinischen Versorgung der Menschen im Nordsaarland noch bedrohlicher. Und die Waderner Grünen legen sich auch definitiv auf einen Standort für die neue und erweiterte Notfallklinik fest. Denn ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass nur das Mittelzentrum Wadern dafür in Betracht kommt. Ohne Zweifel könnte sie dort wirtschaftlich bestehen, wenn sie mit zwei oder drei Spezialfachgebieten ausgestattet werden würde, wenn es eine tiefgreifende Änderung der Krankenhausfinanzierung durch die Landesregierung gäbe, wenn die Bundespolitik sich von der unethischen Praxis des reinen Profitgebahrens durch das System der Fallpauschalen verabschieden würde. Von einer derart abgesicherten Nordsaarland Klinik in Wadern würde der gesamte Hochwaldraum profitieren. Zudem könnte Wadern Teil eines trägerübergreifenden Verbundklinikums Saar werden, wie es die Gewerkschaft Verdi bereits vor einigen Jahren angedacht hat.
Nach dem jetzigen Stand der Information scheint ein Kombimodel der Träger SHG (Merzig) und Knappschaft (Püttlingen) die beste denkbare Lösung zu sein, ein Modell, das auch die Bürgerinitiative favorisiert. Mit diesen regionalen, anerkannten und zuverlässigen Trägern ließe sich eine nachhaltige Lösung verwirklichen. Dazu sollte eine intensive Zusammenarbeit mit neuen und besseren Strukturen der ambulanten Versorgung am Ort stattfinden. Unbedingt sollte auch das Nachbarland Rheinland-Pfalz mit seinem grenznahen Krankenhaus in Hermeskeil in die Strukturreform mit einbezogen werden
Die Grünen erinnern die beiden Regierungsparteien an ihren Koalitionsvertrag von 2017, in dem sie garantierten, „die Gleichwertigkeit Lebensverhältnisse“ im ganzen Land wahren zu wollen. Ebenso versprachen sie eine „wohnortnahe und quantitativ hochwertige Krankenhausversorgung“.
Für die Waderner Grünen kann das Krankenhaus in Lebach diese Versorgung für die Region zwischen Merzig und St. Wendel nicht leisten. Auch ein größeres Medizinisches Versorgungszentrum vermag das nicht. Deshalb appellieren wir an die Landesregierung, das schmale Zeitfenster zu nutzen und sich gegen die Strippenzieher auf verschiedenen politischen Ebenen durchzusetzen und mit Vernunft und Verantwortung für eine zukunftsweisende Neustrukturierung der saarländischen Krankenhauslandschaft zu entscheiden. Dazu braucht es Mumm und Rückgrat. Hoffentlich gibt es von beidem genug in Saarbrücken.